Inhaltsverzeichnis
3 Diesesmal gibt es ein Vorwort.
4 Die sieben Richtungen in den drei Welten
5 Die Steine und die Kreise
10 Steine – Kreise
11 Beltaine
16 Anrufung der himmlischen Gefährten und der Ahnen:
17 Die Magie des Hörens
19 Magie des Hörens 2
20 Dann eben die Sechs noch einmal....
28 Zeit
29 Zeit-Frage / Nacht
30 Lieder… / Veilchen suchen…
31 Der Mond und das Ziehen, tief unten im Bauch...
34 ertrunken bin ich
35 Suchen und Finden
36 Obsession im Frühling
38 Horch, horch…
39 Utharch - die Fee
45 Als der Himmel grau war…
46 Du Abendstern
47 Der geschlossene Kreis
58 Verwirrende Landschaften 2
59 Denken im Kreis
64 Denken 2
65 Im Wurzacher Ried
67 Zeitungsinserat (ganz untypisch)
68 Winterwanderung auf Engleutsch
69 Spaßhaftes Bardengedicht
70 Labyrinth oder Jagd, das ist gar nicht die Frage...
75 Unser Druidry-Haus und mein Lied
77 ANAM CARA – Seelenfreund
78 Warum ich ein Kelte bin
80 Anrufung zu vielen Anlässen (J.Cocker)
82 Fliegen im Kreis
83 Hochzeitssegen
84 Mein alter Baum
85 Anrufung zu Lugnasad
86 Was von der Wahrheit übrig bleibt…
107 Über das Vergessen
108 Über die Ehrfurcht vor den alten Menschen
113 „Tanz diesen Walzer mit mir“ (Nicole)
115 Über die Trauer
117 Über das Davongehen
121 Kleine Sentenz…
123 Limerick auf Glastonbury…
125 Das Leben…
126 OBOD schafft
Die Steine und die Kreise
Historie von Stonehenge oder …?
(Seite 8)
Vor mehreren tausend Jahren stand ein junger Mann aus uralter Familie von Weisen im Kreise der großen, noch viel älteren Steine. Wochenlang hatte er sich auf seine Prüfung zum nächsten „Wächter des Kreises“ vorbereitet mit Gebeten an die Himmlischen, mit Aufsagen der gelernten Sprüche und Anrufungen; mit Erinnern an die Techniken und Vorgänge der Himmels- und Wetterbeobachtung. Auch rief er sich die handwerklichen Fertigkeiten des Einritzens, des Einschlagens der Zeichen und Male der Beobachtungen in den Stein ins Gedächtnis, auf daß diese sich einprägten für immer. Er wollte der Beste seines Jahrganges sein und mit allen seinen Kräften früheres Wissen in das Morgen hinüber bringen helfen.
Schon seit Tagen befand er sich hier, manche Stunde im traumhaften Rausch. Scandierend, singend, rezitierend lagerte
er unter den offenen Himmeln auf der weiten Ebene völlig allein. Im Singen des Windes und im Wispern des trockenen Grases hörte er die Stimmen und so befand er sich oft mit den
Altvorderen und auch mit sich selber im angeregten Gespräch.
Und von dem Gesprochenen: Was war Wahrheit? Was war Traum?
Die Welten fielen zusammen, die Zeiten mischten sich. War er Er oder war er Andere oder war er im Ich eines seiner Vorfahren? ES nahm ihm die Erschöpfung des Leibes und des Geistes die Antwort ab. Er sah sich selbst und später, viel später einmal, erzählte er seinen Schülern…
„… ich lehne mich ermattet an einen großen, nicht den größten, aber doch an einen der
größten Steine des weit fassenden Kreises und die Sonne senkt sich langsam über den
Horizont in das wogende Gras des ebenen Landes hinein. Sie verdeckt sich mit dem Schleier
der Abendfeuchte, der aus der Weite aufsteigt nach diesem herrlich warmen Tag. Um Morgen
in der Frühe wieder aufzusteigen am entgegengesetzten Orte meines weiten Landes? In der
Zeit der Dunkelheit wird sie schnellen Schrittes auf die andere Seite eilen, ein wenig ausruhen
und wieder in ein Morgenrot gehüllt oder auch in Trübheit hinaufsteigen die vielen
unsichtbaren Stufen ins weite Rund über uns allen. Und ich stütze mich an den Stein, welcher
so lange nachklingt, wenn ich ihn mit dem kleinen Faustkeil aus Feuerstein anschlage. Schon
mein Lehrer hat dieses getan und vor ihm der seine. Und davor schon viele andere, kluge
Männer und Frauen meines Volkes - jedesmal vor dem Hineintauchen der Großen Mutter
Sonne in den weit vor uns liegenden Horizont.
Und klingt der größte Stein im Kreis hell und summt er lange nach, so ist uns eine Zeit der
Wärme und der Trockenheit beschieden. Tönt er aber dumpf oder gar nicht, so kommen
nasse Tage auf uns zu. Das Wissen darum hat meine Sippe bekannt gemacht in weitem
Umkreis. Wir können auf viele Sonnenläufe voraussagen, ob die Hohen unter den Sternen
uns warme oder kalten Zeiten, Trockenheit oder Nässe vergönnen. Wir schlagen nach diesen
Erfahrungen Kerben in die Steine, welche den niedrigen oder den hohen Stand der Großen
Mutter Sonne festmachten. Auch weitere Kerben und Kreise und Linien, welche uns sagen,
wann diese Ereignisse wieder eintreten könnten und wir merken uns die Zeiten der Aussaat
und die Zeiten der Ernte, die Zeiten des Bespringens der Muttertiere durch die Böcke und
auch die Zeiten der Geburten des Viehes. Alles das ritzen wir in die Steine – denn Eines
wissen wir: nur wenn die Große Mutter Sonne unsere Ebene in stetigen Abläufen erwärmt,
dann, und nur dann, kann alles in alter Ordnung und gut für unser aller Gedeihen
geschehen. Aus diesem Grunde heraus haben wir in unserem Leben die Sonne zu unserer
Behüterin erhoben, sie zu unser Aller Mutter werden lassen. Und als nach vielen, vielen
Winterwechseln diese Zeichen und Zeiten immer noch richtig waren, da begannen wir zu
Ehren der Geburt des Viehes, des Einbringens der Körner in die Erde und auch zu Ehren des
Erntens Feierlichkeiten festzulegen. Feierlichkeiten, an denen alle teilnehmen; an denen die
Frauen und Mädchen im Kreise tanzen und zu deren Gesang die Männer mit ihren tiefen
Stimmen den Widerhall der Weiberstimmen formen. Auch über die großen und kleinen Feuer
springen wir und Trinken und Essen und Lieben ist angesagt in Hülle und Fülle zum Beginn
der warmen Zeit. Ihr Mondblut lassen die Frauen auf die frisch besäten Erdfurchen fließen,
damit Leben zu Leben komme und das Menschenblut fruchtbringend in das Erdreich
eindränge. Den Jahreskönig oder auch eine Jahreskönigin erwählen wir aus unserer Mitte.
Eine Herrschaft, welche für all das Gelingen in unserem Volke den Herrinnen und Herren der
Erde und der Himmel ein Fürbitter sein soll. Und wenn nach Jahresablauf dieses
Menschenwesen freiwillig, in vollem Bewusstsein seiner Würde und seines Auftrages für das
Gedeihen unseres Volkes in den Opfertod geht, dann verströmt auch dieses rote Blut in die
Wiesen und Felder, auf die fleischspendenden Tiere und sorgt für Fruchtbarkeit, für
Reichtum, für das Leben und für das Überleben aller.
Denn nach dem Prinzipe der sympathetischen magie fließt mit dem lebendigen Blut ...
Der Mond und das Ziehen, tief unten im Bauch...
(Seite 34)
Vor vielen vielen Sonnenumläufen erzählte meine Ururahne Aina in einem ihrer Traumgesichte dem Manne in ferner Zukunft von sich und das zu eine Zeit, da sie selber eine noch nicht erwachte Frau war:
„ ...ich war damals schon ein großes mädchen, welches aber noch nicht alles von dem wußte, was frauen wissen müssen, denn mein mondblut hatte noch nicht zu mir gesprochen. und ich lauerte auch neugierig meinen schwestern hinterher, wenn sie stolz hinter ihrem Ritualbaum verschwanden – dorthin zu gehen war mir noch immer nicht gestattet.
aber bald mußte es doch so weit sein. so mager wie Eriaa um die hüften war, so mager war ich schon lange nicht mehr. auch schmerzten die pickel auf der brust manchmal unter dem fell des überwurfes und es stach und kratzte schon oben zwischen den beinen und es zog manchmal so eigenartig. dort, wo mutter sagte, daß da auch das Geheimnis des Lebens sei. erwachsenengeheimnisse – puuuh!“
Diese Worte wurden von Generation zu Generation in unserer Sippe weitergetragen und sie selber hat später beim Erzählen oftmals über diese kindlichen Gedanken gelacht.
„In all den vergangenen Zeiten bis auf heute haben uns unsere weisen Frauen immer wieder durch das Ritual des Erde-Segnens, des Fruchtbarkeits-Segens geführt und dieses in jeglichem Jahr wieder mit uns allen zusammen – Frauen wie auch die Männer. Wenn auch in späterer Zeit ein Sonnengott Vorrang genießt, so stellt sich das Fruchtbarkeitsritual doch immer wieder auf den Urgrund des weiblichen, des universalen Wesens – seines Verwobenseins mit dem Nachtgestirn, welches, mal voll, mal dunkel, wachsend und wieder vergehend, seine Runden am Sternenzelte zieht.
Die Frauen, sie fühlen die Kraft dieses Gestirnes in sich. Tief in sich spüren sie es. Alle. Die einen voll Unruhe und Schmerz, die anderen in Freude und Gelassenheit und dieses ihr ganzes mittleres Leben lang.
Die Zusammenhänge sind ihnen noch fremd und sie machen sich auch kaum Gedanken darum, denn dieses Geschehen nimmt sie jeden Mon(d)nat wieder gefangen. Erst später, erst viel, viel später in der Zeit wird man die Zyklen verstehen, in welchen sie fruchtbar werden und empfänglich für die männliche Kraft. Zu meiner Zeit kommen die Kinder durch die Göttinnen und Götter in ihren Leib hinein – der wirkliche Grund, meine späteren Freundinnen – auch der ist uns allen noch fremd.
Ich wollte euch aber vom Fruchtbarkeitsritual erzählen.
Nachdem die Frauen vor der Aussaat der Körner die Erde mit hakenförmigen Stöcken aufgelockert hatten und danach die kleinen grauen, wunderbaren Schiffchen der Fruchtbarkeit in die weiche Erde drückten, danach ließ die weise Frau ihre segensreichen Sprüche für Wachstum und gute Ernte über die Äcker hinwegfliegen:
coorn unde fruuht korn und nahrung
uuinde unde naaas winde und regen
unde sunna und sonne
nemeton nemeea himmel – heiliger hain
uuerde volla riche voller reichtum werde
Das ruft sie, wenn die Mondfrau hoch am Himmel steht und das ruft sie wieder, wenn die
Sonnengöttin über uns am Himmel entlangzieht. Und alle die Frauen, welche ihren
Mondfluß haben, die stehen über den Feldern und segnen diese mit dem roten Wasser des
Lebens, welches aus ihnen herausströmt.
Wenn die Frauen also die Weihung der Felder vornehmen, stehen die Männer in weitem
Kreise um sie herum und sie singen laut mit ihren tiefen Stimmen das Lob der Mütter und
das Lob auf die Kräfte und die Stärke der großen Allmutter Sonne – denn es ist die Sonne,
welche unsere Nahrung wachsen läßt und die den Jahreskreis immer wieder schließt und
immer wieder öffnet – so, wie es die Erinnerungen und die Worte der Alten sagen:
Sonne – Mutter, wärmende Mutter allen Lebens – Spenderin der Güte und der Güter, der Freude und des Seins.
Mondin – Spenderin des Lichtes in der Dunkelheit, Hüterin unserer Träume und unserer Fruchtbarkeit.
So kommt Heiliges zu Heiligem, Leben zu Leben und alle Fruchtbarkeit kehrt zu sich selbst
und, zum Segen aller, in sich zurück.
Ich werde nie verstehen, warum diese heiligen Handlungen in den Läufen der Zeit verkommen
können und daß die Frauen, wenn der Mondfluß sich von ihnen löst, ....
(Seite 60)
verwirrende Landschaften
Gerne möchte ich, wie vor Monden,
als dieser voll durch das Fenster Deines Zimmers
schien und uns die Ruhe raubte,
mit meinen Fingern auf der verwirrenden Landschaft
Deines Körpers spazieren gehen.
Zärtlich streife ich Deine Brauen
und schaue auf zwei seltsam schöne Seen,
die mich hinunterziehen in ihre Tiefen,
die mir das Herz erwärmen.
Der seidenweiche Grund,
über den meine Finger dann wandern,
pulsiert mit dem Schlag des Herzens,
so als ob die Erde bebt.
Über weite Fernen hinweg
blicke ich auf zwei brombeerbetürmte Hügel,
die sich dann recken und festigen
unter der Berührung meiner Hand.
Das folgende Tal, der nabelige Trichter,
der blonde Tann,
der verborgene Quell des Lebens in warmer Grotte,
das Ertrinken im nimmer versiegenden Gefäß
der Urmutter Erde,
der Göttin allen Lebens:
Gibt es Schöneres?
Verlag: Books on Demand GmbH, Norderstedt
ISBN: 9 -783839-161739
132 Seiten / Preis: 9,20 €
Im Buchhandel erhältlich
www.kelten-poesie-rhonztam.de